Geschichten der Russlanddeutschen

Sehr geehrte Damen und Herren- Geschichtenliebhaber!seewald.gif

Ich, Seewald Alexander, verkündige hiermit, dass in den kommenden 1,5- 2 Monaten, Januar-Februar 2008, ein weiteres Geschichtenbuch aus den Geschichten der Russlanddeutschen aus der Drucklegung erscheint. Es handelt sich um ein Geschichtenbuch mit zwei Abschnitten:
Abschnitt-1:„Wahrheit und Lügen in den Geschichten der Russlanddeutschen“ und
Abschnitt-2: „Roshdestwenka- eine von drei deutschen Oasen auf dem Ufer der Nura“ In dem ersten Abschnitt des Buches handelt es sich um das Schicksal der deutschen  Kolonisten in Russland, bei sich ständig wiederholenden, heftigen Umschwunge in der Gesellschaft Politische Gegenwart des russischen Riesenreiches Zeitabschnitt 1463- 2007.
Dem Leser wird hier eine weit umfassende Möglichkeit erteilt, sich mit vielen von diesen Umwenden in der Gegenwart des russischen Reiches zu befassen und die brutale Auswirkungen dieser Wenden auf das Schicksal der deutschen Kolonisten mitbekommen. In dem zweiten Buchabschnitt handelt es sich um die Geschichten eines typischen deutschen Kolonistendorfes am Ufer eines Steppenflusses in der Kasachensteppe. Hier geht die Rede über das Schicksal von deutschen Bauern- Übersiedler aus dem Wolgagebiet am Ende des 19- ten  Jahrhunderts. Bauern, welche bei der Suche nach freiem Ackerland, hier, in der Kasachensteppe, auf dem Ufer der Nura, im Jahre 1895 auftauchten und hier das Dorf Roshdestwenka gründeten. Zeitabschnitt- 1895- 2007. Um dem Leser die Möglichkeit über den Inhalt dieses Buches Kenntnissen
zu erteilen beschloss ich mich je 1 Kapitel aus jedem Buchabschnitt  auf der „Romanowka.de“ anzubieten.
Weitere Merkmalen des Buches: insgesamt  ca. 450 Seiten mit zahlreichen Fotobilder. Bestellung: Tel: 06691-25660.
Der Einzellpreis steht zurzeit noch nicht fest, wird später mitgeteilt.

Ich wünsche Allem alles, alles Gute autogr.gif   

 

 

Abschnitt 1

Wahrheit und Lügen in den 
Geschichten der Russlanddeutschen

(Kapitel 1, Teil 1)

Unter der Herrschaft von Ivan des „Schrecklichen.“
Anfang der leidgeprüften Odyssee der Deutschen in Russland. Die „Nemeztkaja Sloboda“ bei Moskau.                                

Das Elend und die Hoffnung auf eine  bessere Zukunft lockten die Menschen  aus dem ruinierten in ständigen Kriegen und Raubzügen Mitteleuropa nach dem hoffnungsvollen, aber völlig   unberechenbarem  Zarenreich, nach Russland. Die Massenauswanderungsodyssee  der Deutschen aus den deutschen Fürstentümer in der zweite Hälfte des 18-sten Jahrhunderts. wurde, wie bekannt, von einem Manifest der russischen Zarin Katharina der Große von dem 22-sten Juni 1763 ausgelöst. Aber den historischen Hinweisen zu Gunst sollten wir, mein Junge, etwas weiter zurückgreifen, nämlich zu den Jahren der Herrschaft des ersten gekrönten russischen Zaren Ivan dem  lV, des „Schrecklichen“, seinem Vater- Wasilij des Dritten und seinem Großvater- Ivan des Dritten, beide russische Großfürsten.. Solch eine Exkursion in die längst vergangenen Zeiten des russischen Reiches, kann bei unsere „Reise,“ nützlich sein, uns zur Hilfe kommen, klares Licht in viele, scheinbar unbegreifliche Ereignissen der russischen Geschichten, bringen, vieles erklären. Die Rede, mein Junge, wird hier mit der so genannte „Nemetzkaja  Sloboda“ in Moskau beginnen- ihrer ursprünglicher Entstehung schon in den Zeiten der Moskauer Großfürsten- Ivan des Dritten und seinem Sohn Wasiliy des Dritten. Zuerst unter dem Namen „Sloboda“-  in den Jahren1462-1533  und ihrem Aufschwung in den Zeiten Ivan des Schrecklichen- in den Jahren 1570-80 unter dem Namen „Nemetzkaja Sloboda“, ihren  abwechselnden   Aufblühen und  brutalen Zerstörungen.
Sie, diese erste kompakte Siedlung von Ausländern, überwiegend Deutschen,    in Russland, entstand, angeblich, in der erste Hälfte des 16-ten Jahrhunderts,   als Vorstadt von Moskau. Später- auf  Befehl des Zaren Ivan des „Schrecklichen.“ Kurz nach dem, als der Zar ein Bündnis mit  Schleswigs Herzog Magnus in dem  Livländischem  Krieg  vereinbart hatte, bekam die Sloboda ihren endgültigen Namen- „Nemetzkaja Sloboda“ und wurde, auf Befehl des Zaren, mit Kriegsgefangenen Deutschen Rüstungsfachmänner aus dem Baltikum- Livländischem Krieg- besiedelt.
Es folgte etwa 10 Jahren hektisches Aufbaues der „Nemetzkaja Sloboda.“ Die Einwohner dieser Siedlung - Handwerker, darunter überwiegend Militärclique, Hochrangige Offizieren, Gold und Silberschmiede, Waffenschmiede, Ärzte und Apotheker, Dolmetscher, Sattelmeister, Kaufleute, Unternehmer, Müller, Schneider und noch weitere Fachmänner aus verschiedenen Berufen, welche  für das damalige Russland eine äußerst wichtige Wirtschaftliche und ökonomische  Bedeutung hatten, erworben sich in den Jahren   des Aufschwungs der „Nemetzkaja Sloboda“ .

Ivan der  SchrecklicheEin gutes, ehrlich verdientes, Ansehen unter der Bevölkerung von Moskau, ihr Dasein wurde  von den meisten „Moskowaner“ begrüßt. (Aber nicht von Seite der Geistlichen Oberhaupte der orthodoxen Kirche).                                 
Und dann, nach rund 10 Jahren geschah es. Zum ersten Mal seit der Gründung der „Nemetzkaja Sloboda.“
 Derselbe Zar, Ivan der „Schreckliche“ lasst die „Sloboda“ von seiner Leibgarde, den „Opritschniks“ völlig zerstören, ihre Bewohner total berauben und buchstäblich nackt aus der zertrümmerte Siedlung vertreiben! Die  wahre Ursache zu solch einer Barbarei war, eher als nicht, ein nächstfolgender Tollwutanfall des Zaren, eines eindeutigen Psychopaten,  welcher von der Unzufriedenheit seines Verbündeten, des Herzogs Schleswigs-  Magnus ausgelöst war. Der deutsche Verbündete des Zaren konnte  die barbarischen, rücksichtslosen Vorgängen Ivan des Schrecklichen in dem Livonischem Krieg einfach nicht hinnehmen, gerät immer öfter in entsetzende Empörungen.  Also, Meinungsverschiedenheiten bei den Vorgängen im Kriegsverlauf, welche zwischen ihm und seinem Verbündetem,  Gott allein weis, in welchem direktem Zusammenhang, in welchen konkreten Angelegenheiten der Vorgängen des Zaren in dem  Livländischem Krieg im Baltikum  entstanden waren, lösten auch bei dem Zaren den in Russland, seit jeher, üblichen Bedarf einer Bestrafung  der „Schuldigen“ aus. Aber dafür wurden, aus scheinbar unbegreiflichen Gründen statt der Schleswiger Herzog Markus, die Bewohner der „Nemetzkaja Sloboda,“ unerwartet, im „Handumdrehen“, als  „Sündeböcken,“ ermittelt, beschuldigt und bestialisch bestraft.( Für den verdammten Herzog zu bestrafen waren die Arme des „Schrecklichen“ einfach zu kurz. Für die unschuldige Slobodaner aber- genau lang genug.) Diese Barbarei geschah in Russland zum ersten Mal
in den Geschichten der Ausländer in Russland. Man sollte hier aber auf noch eine Tatsache nachdrücklich hinweisen: es ist einfach nicht zu glauben, dass der Zar- Ivan der „Schreckliche“ - die Zerstörung der Siedlung mit den wahren Gründen- wegen seinem eigenem Tollwutanfall, gerechtfertigt hatte.. Folgendlich, entstand hier auch die erste Lüge über die wahre Identität der Deutschen in Russland. Das Vorbild, die Grundmauer des Teufelkreises  für das künftige Anprangern der Russlanddeutschen war damit grundsätzlich geschafft. Und diesem Vorbild folgten, wie wir, mein Junge, es weiter erfahren werden, nicht nur Zaren und Zarin, sondern auch die „Größte und Allergrößte“ Bolschewikenführer  der UdSSR, die derzeitige Machtinhaber Russlands.
Zur Kenntnis: die „Nemetzkaja Sloboda“ wurde in den ersten 100 Jahren ihrer Existenz mindestens 3-mal völlig zerstört, sogar bis auf die Grundmauer niedergebrannt. Und jedes Mal aber erneut aufgebaut. Moskau brauchte einfach die Slobodaner vielseitig, diese waren, von Anfang an, mit der Zeit immer bedeutender, zu einem erwünschtem, so gut wie unersetzbarem Antriebsfaktor der russische Staatswirtschaft aufgewachsen. Zum Beleg dieser Behauptungen sollte man folgende Tatsachen der damaligen Ereignisse des Daseins der Ausländer, überwiegend Deutschen, der „Nemetzkaja Sloboda“ in Betracht ziehen. Bei der Eroberung des Khanat  Kasan, wehrend des dritten Feldzuges Ivan des Schrecklichen, im Jahre 1552, spielten die deutsche Minenspezialisten  aus der „Sloboda“ eine der entscheidende Rolle: sie setzten, für die Verteidiger Kasans unbekannte, Pulverminen unter die Stadtschutzmauern ein und sprengten ganze Teile von ihr am zweiten Oktober desselben, 1552-ten Jahres, in die Luft. Und genau dies ermöglichte den Generalsturm der Stadt und  einen erleichterten Sieg für die russische Belagerer  der  Militärtruppen Ivan des „Schrecklichen.“ Kasan wurde nach erbitterten Straßekämpfen in kurzem erobert, alle seine, in dem Kampf überlebende Verteidiger wurden auf Befehl des Zaren, ausnahmslos, hingerichtet. Weitere Tatsachen: in der „Nemetzkaja  Sloboda“ entstand die erste Glasfabrik Russlands. In der Mitte des 17-ten Jahrhunderts- wurde hier die erste Papierfabrik aufgebaut, die Herstellung von Papier in Gang gebracht. In den Jahren um 1730 gründete ein Slobodaner das erste Eisenverarbeitungswerk Russlands- in Tula. In dieser Fabrik wurden, unter anderem, Kanonen und aller Art Kessel gegossen, Säbel und viele andere Eisenwaren hergestellt. Derselbe Slobodaner eröffnete auch die erste Kupfermine an der Onega. Zum ersten Mal wurde in Russland, ebenfalls von den Slobodaner, Salpeter verarbeitet und in einer Fabrik Schießpulver hergestellt. Auch bei dem Weintraubenanbau und der Errichtung der Post in Russland hatten die Slobodaner „ihre Hände im Spiel.“ Und nicht nur das- auch die Entstehung des ersten russischen Theaters in Moskau ( 1672 ) war, buchstäblich, eindeutig, den Slobodanern zu verdanken .Es ist auch unumstritten, dass der große russische Reformator, der Zar- Peter der Große:
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hier Kenntnisse über die Bedienung von Kanonen, Ballistik und Befestigungslehre, der Schifffahrt Navigation von Spezialisten- Slobodaner einsammelte; genau hier, in der Sloboda, traf der allmächtige Zar seine künftige Weggefährten- Peter, Gordon, Franz, Lefort und andere. Mit ihnen ging es Russland eindeutlich besser, als ohne ihnen. Und diese Tatsachen mussten auch die Machtinhaber in Moskau nach jedem Pogrom der deutsche Sloboda, übel oder wohl, zugeben. Und die Sloboda erneut aufbauen lassen. Aber, mit der Zeit, nicht mehr auf ihrem, teilweise übertragenem Platz im Zentrum Moskaus, sondern   erneut als Vorort Moskaus, hinter den „Pokrowtoren,.“  außer der Stadt.    
 Für uns aber, mein Junge, haben die im Obigen beschriebene historische Tatsachen eine äußerst bedeutende Tragweite: hier steht die „Kinderwiege“ all dessen, was in der Zukunft mit unseren Landsleuten in Russland geschah. Mit den Pogromen der Sloboda begann auch der Teufelskreis der Deutschen in Russland seinen Anlauf.

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Und jetzt, mein Junge, ist es so weit:
wir sollten uns näher mit dem Manifest der russische Zarin, Katharina der Zweite, der Große, von dem Jahre 1763, bekannt machen.
Aber bevor wir uns, mit dem bekannten Manifest der russische Zarin, eigentlich einer Deutschstammender Prinzessin Sophia Frederika Augusta von Anhalt- Zerbst befassen sollten, währe es sinnvoll, wenn wir uns zuerst mal genauer die damalige Umständen auf der politische Ebene Europas anschauen. Und dabei mal einen neugierigen Überblick über die Wirklichkeiten des Mittelalters in Europa zu bekommen, auf solch eine kitzlige Frage- wie konnte es eigentlich damals zu diesem Manifest der russischen Zarin kommen, was steckte da
tatsächlich dahinter, eine glaubwürdige Antwort zu ermöglichen. Aber hier, mein Junge stoßen wir unumgehend  auf die Kirche. Auf die katholische Kirche, ihrer Reformation, b. z. w. Gegenreformation im Laufe des XVl - ten Jahrhundert in Europa. Wie bereits allgemein bekannt ist zerfiel die katholische Kirche in Folge der Reformation des XVl - ten  Jahrhunderts in eine Reihe von unabhängiger  von ihr Kirchenkonfessionen- evangelisch-protestantische, anglikanische, griechisch- orthodoxe. Scheinbar durfte solch eine Reformation der bisher Alleinherrschende katholische ( was auf  lateinisch „weltweit“ bedeutete ) Kirche in mehrere Glaubenkonfessionen zu keinerlei nennenswerten Komplikationen auf der politische Ebene Europas führen.
Aber die Wirklichkeit fällt völlig anders aus. In Europa beginnen endlose blutige  
Machtkämpfe, welche man als Glauben und Erbschaftskriege darstellte. Zuerst  aber bekam Europa, in der Nacht vom 23-ten auf den 24-ten August 1572, die Bartholomäusnacht in Frankreich zu erleben. Auf Anreizung der Mutter eines   französischen  katholischen Königs, - Katharina Medici- wurden von 20 bis 30 Tausend Hugenotten- Protestanten in einer Nacht geköpft.  Danach folgten der 30-jährige Krieg (1618-1648) und, obendrein, nach etwa 100 Jahren  auch noch der 7-jährige Krieg (1756-1763). Hier sollten wir bemerken, dass in diesen, so genannten, Glaubens und Erbschaftskriegen auf deutschem Boden, aus scheinbar unbegreiflichen Gründen, immer wieder alle oder die meisten europäische Großmächten —Frankreich, Österreich, Schweden, Holland, Russland, England beteiligt waren
Diese Umständen verraten die wahre Ursachen, Hintergründen all dieser Kriegen: es wahren eindeutig Kriegen- Auseinandersetzungen zwischen den Machtinhaber der europäischen Großmächten, Machtkämpfe um den Einfluss auf die Europapolitik, Dynastiekämpfe. Und meistenteils auch  noch eindeutige Raubkriegen. Zu welchen Folgen diese „Glaubens und Erbschaftskriegen“ auf deutschem Boden führten ist historisch  zweifellos nachgewiesen: viele Landschaften in Deutschland wurden völlig ruiniert, liegen Jahrzehnte lang Menschenleer, in Schutt und Asche.
Hier, mein Junge, sind die entscheidenden Umstände, welche das Manifest der russischen Zarin vorbeugten, mit Namen benannt. Was daraus mitzubekommen war ist eindeutlich: bei all diesen Auseinandersetzungen zwischen den Großmächten in Europa hatten Glaubensgründen überhaupt keine nennenswerte Bedeutung. Wie auch bei vielen anderen Umständen, wo ein „Sündebock“ gefragt war, greift man auch in diesen Fällen auf Lügen und Betrügen zurück.
Und noch eine Folge hatten all diese, eigentlich Raubkriege für Deutschland- das Land versinkt auf satten 2 Jahrhunderten in einem Ohnmachtzustand, in dem so genanntem Absolutismus nach französischem Vorbild. Erst dem „eisernen Kanzler“ -  Otto von  Bismarck- gelingt es am Anfang der 60-ste Jahren des XlX - ten Jahrhunderts die so gut wie unbegrenzte  Macht der Landfürsten zu unterbinden und damit die Machtkämpfen auf deutschem Boden zu beenden, das Land in ein deutsches Reich zu vereinigen. 
 

Abschnitt 2

   

                              Roshdestwenka.

                    Das Licht von Roshdestwenka.

            Ein ganzes Jahrhundert ist seit jemals vergangen
           Als Deutschen von der Wolga die Nura Ufer erblickten
           Und hier ein deutsches Dorf- Roshdestwenka
           Auf seinem rechtem Ufer errichteten.
                   Seit dem blitzte hier, in der Steppe, ein Großlicht auf
                   Ein Licht der Liebe, Geduld und der Ehre
                   Hier hinterließen sie eine gute Spur
                   Viele fleißige Johane, Adame und Ernen
          Hier überwendete man alle Miseren der Zeit
          Züchtet Brot trotz allen Strapazen
          Die Johanen, Adamen und Ernen zugleich
          Schafften das sicher, ohne jeglichen Fratzen.
                   Die Deutschen waren von den  Kasachen erwünscht
                   Sie fühlten ihr Zusammen als nötig
                   Die Aul Aksakalen befreundeten sich mit dem Johan
                   Ihre Kinder mit seinem kleinem Hanneschen-. auf ewig
            In all diesen Jahren leuchte das Roshdestwenka Licht
            Licht der Güte, Pracht und des Können
            Auf dieser Erde hinterließen sie ihre Spur
            Spur von deutschen, fleißigen Bauernstämmen
                   Aber veränderlich sind die Zeiten, wie auch immer zuvor
                   Wir werden sie wohl niemals beherrschen
                    Es übersiedeln Johane, Adame und Ernen
                    Von Roshdestwenka nach Deutschland überraschend.
          Die Augen der Häuser wurden gelöscht
          Es wurde leer und still wie auf einem Feld nach der Ernte
          Und es rollen die Tränen, wie Regen vom Dach
          Über die Wangen bei Kasyme, Sarsene und Djusene
                  An dem Rhein ist es doch natürlich leicht
                  Das Leben in Deutschland- eine volle Schale
                  Aber dort, sehr weit von uns entfernt
                  Ermahnt sie unsere Heimat noch lange Jahre.
          Und mit dem Erscheinen der Juliwetterleuchten
          Beginnt sie die Vergangenheit verstärkt zu  reizen
          Immer wieder erscheinen in ihr die Gestalten des lieben,
          Unter der Sonne glänzendem Weizen.
                  Es plagen sie Träume die Schmerzen erwecken
                  Und die Gräben der Eltern erneut zum Erscheinen bringen
                  Und  schmerzende Wunden der verzweifelten Seelen
                  Zu Nostalgietränen nach ihrer Heimat bezwingen        
          Die Sterne verbergen sich hinter den Wolken
          Und es trauern Kasime, Djusenen und Sarsenen
          Aber niemals vergessen sie ihre Freunde in der Ferne
          Johanen, Adamen und Ernen.
                     Das Licht von Roshdestwenka wird  nie erlöscht
                     Es überwindet alle Miseren und Grenzen
                     In den Seelen deren, wer hier eine Spur hinterließ
                     Kann man sie mit nichts im Gedächtnis ergänzen.     (Übersetzt aus dem russischen von dem Autor dieses Geschichtenbuches)
 

Kapitel 1
Teil 1  
                                       
                                    
Eine von den drei ehemaligen deutschen Oasen auf den Ufern des Kasachensteppenflusses Nura..                             
Auf Befehl des gnadenlosen  Königs „Hunger.“ Von der Wolga in die Kasachensteppe.                                    
        
Die Gründung des Dorfes und seine Entwicklung in den ersten 22 Jahren seiner Geschichten.
                                                        
Roshdestwenka wurde im Jahre 1895 auf dem rechten  Ufer des Steppenflusses Nura. gegründet. Es gibt unbestätigte Hinweise dafür, dass das Dorf von zwei deutschen Familien aus der Ukraine- Ott und Brüll- unter seinem ersten Namen Friedenfeld- am Frühjahr 1895 angelegt wurde. Noch an demselben Jahr, ende Juni Monat, kamen, angeblich, weitere 20- 25 Familien aus dem Wolgagebiet dazu. Es gibt aber auch, ebenfalls unbestätigte Gerüchte dafür, dass schon vor einem Jahr, im Jahre 1894, etwa 10-12 deutsche Familien aus dem Kaukasus hier ihre Erdhütten errichtet haben sollten.
Es ist höchstwahrscheinlich  zu vermuten, dass es die Gegenden an der Wolga, von welchen die Pferde und Fahrochsenzüge sich in Richtung der Kasachensteppe am frühen Frühjahr 1895 bewegten, im Vorjahr, 1894, von einer übliche in dem Wolgagebiet Missernte überfallen wurden. In den meisten Fällen verursachte  dies Übel der feinen, wie winzigen Perlen, Sand, mit welchem hier, auf der Wiesenseite der Wolga, große, bis zu mehr als 1000 k. w/ k .m. Bodenfläche bedeckt waren. Es geschah meistenteils während der buschig Phase  der Getreide, bei starkem, heißem Südwind- „Astrachanez“ genannt- die Getreideaussaat wurde dabei von den Feldererhöhungen weggerissen und auf die Ebenen und  Niederungen auf den Feldern übertragen. Und unter dieser, bis zu 20-30 c .m dicker Sandschicht, wurde dabei auch die Aussaat der Getreide   begraben. Genau dies war auch die häufigste Ursache der Hungersnoten an der Wolga, der Massenauswanderungen aus dem Wolgagebiet- in Richtung Sibirien, Kasachstan, Krasnodar Region, Semiretschje, Kaukasus.
Der genaue Ort- Dorf, von welchem unsere Ahnen ihren Ausreisenweg begonnen haben ist zurzeit auch nicht zweifellos festzustellen, es passierte oft, dass die Übersiedlerzüge erst auf den Reisewegen endgültig formiert wurden. Dies führte dazu, das sich Familien aus verschiedenen Dörfer, aber in der Regel, aus derselbe Glaubenskonfession, im bestand eines, oder mehreren Übersiedlerzügen zu einem, nicht selten aber auch zufälligem, gemeinsamen Ziel bewegten, später zu Bewohner eines neu gegründetes Dorfes
Wurden. Aber wer waren in unserem Fall diese Familienstämme, welche sich als erste Großgemeinde, hier, in Roshdestwenka, nach einem 4 Monaten andauerndem Reiseweg, niederließen? Es sind, Erinnerungen der Dorfbewohner zufolge, solche Familienstämme gewesen wie: Brüll Adam, Johannes, Willhelm Christian und Heinrich; Steinhauer Heinrich und Konrad; Feldbusch Friedrich und Heinrich; Propp David .und Jacob; Knaub Peter, Levin. Konrad; Flaum Heinrich, Konrad., Friedrich;. Eckhart P., Aul Karl, Ivan, Viktor; Schnar K., Aab A., Margerd Heinrich., Konrad., .Friedrich;. Bastron Heinrich. und Friedrich; Gieswein Heinrich, Jacob; .Ott Karl, Peter; Kunz Karl., Griesmann Johannes. Aber auch sie waren hier, vermutlich,  nicht die erste: wie im Obigen bereits erwähnt wurde, sollten sich hier, schon vor einem Jahr,  Übersiedler von dem Kaukasus, insgesamt etwa 10-12 Familien, ebenfalls Deutsche, angesiedelt haben. (Dasselbe geschah damals auch in Romanowka, dem Nachbardorf von Roshdestwenka, auch hier stammten die erste Übersiedler aus Semiretschje, Südkasachstan, welchen man damals, aus irgendwelchen, unbekannten Gründen, ebenfalls zum Kaukasus zählt). Man kann  hier vermuten, dass das Dorf  von etwa 30- 35 Bauerfamilien, ursprünglichen Auswanderer aus den Wolgagebieten Saratow und Samara am Sommer 1895 endgültig, unter seinem derzeitigem Namen- Roshdestwenka- gegründet wurde.
Zum Jahresbeginn 1901 gab es hier, verschiedenen Hinweisen zu Folge, schon etwa 45 Bauernfamilien, nach 15 Jahren, im Jahre 1910, schon mehr als 80 Bauernfamilien, mit etwa 450 Dorfbewohner, nach 20 Jahren- 740, 1926 waren es schon 950 Einwohner.. Es gab hier, auf damals üblicher  Weise,  noch keine weltliche Schule, es gab, statt dessen ,wie auch in Romanowka, eine 3 Klasse evangelische Kirchschule, in welcher die Kinder der Dorfbewohner unterrichtet wurden.
( Quellen: Archivbescheinigung aus der Wissenschaftliche Akademie der Republik Kasachstan, „ Geschichten des Dorfes Roshdestwenka“         Welikanowa (Ethnographie), und Auszüge aus der Enzyklopädie des Gebietes Zelinograd „ Wilhelm Friedrich des Christjan“ unter der Redaktion von Braun Andrej  Georgiewitsch- erster Sekretär des Gebietparteikomitee der KPSS )

Eine weltliche Staatsschule wurde im Dorf, angeblich, erst im Jahre 1921 eröffnet, zuvor aber wurde die Kircheschule geschlossen. Es gab zu dieser Zeit noch keinen einzigen grünen Baum oder Busch im Dorf. Aber schon 3 Handelsladen und eine Wassermühle, Gebäuden der Dorf und Amtsbezirksverwaltungen .
Die ersten Wohnhäuser in den deutschen Dörfern  wurden, wie zu jener Zeit einzig möglich war, meistens aus vorhandenen Baumaterialien –Rasenplasten, einem Gemisch aus Lehm, Wasser, Getreidestroh (zuvor Heu) errichtet. Dabei wurden die Wände der Gebäuden, egal ob Wohnhaus oder Viehstall, von Rasenplasten aufgebaut.
Der Rasenplast wurde gewöhnlich in einem Format von 70 x 30 x 14 c .m. angefertigt. Ein Wohnhaus für 5-8 Menschen hatte gewöhnlich ein Ausmaß
(L.B.H) von etwa 10 m. x  5,5m  x 3 m. (alle Maße sind „im Licht“ dargestellt, d.h. von den Außenseiten.).
Die Höhe der Wände schwankt von 2 bis 3 Meter. Schon ein Hinblick auf die Höhe der Wände ließ einwandfrei ermitteln ob das Haus auf der Erdoberfläche aufgebaut ist oder hat man es auf bis zu 1 Meter in die Erde „eingegraben“.
Das ganze Haus war meistenteils nur mit 3 Fenstern und 3 Türen ausgestattet. Ich lade sie ein einen Besuch solch eines Wohnhauses an meiner Seite zu unternehmen, das kann sie an die Kindheit ihrer Eltern erinnern.
Durch die äußere Eingangstür gelangen wir in die bei uns allen gut bekannte „Krilitz“  (Außentreppen). Diese ist im Innenraum meistens 3 x 3  Meter groß. Durch die zweite Tür gelangen wir in das Vorzimmer des Wohnraumes. Das Vorzimmer ist ungefähr 4 x 3 Meter groß. In  der vorher, rechte Ecke ist ein Kochherd, mit einem eingemauertem Kessel, aufgebaut. In diesem Kessel wurde damals die ganze Speise für die Familie in Sommerzeiten vorbereitet, auch  beim Abschlachten der Schweine wurden hier ihre Innereien  abgekocht  und die Leberwurst gebrüht. Als Brennstoff wurden meist Miststeine und Buschholz von den Flussufern benutzt. In Winterzeiten benutzte man auch Stroh zur Beheizung des Backofens. Und genau zu diesem Zweck  wurde  auch der Ofenkrätzer benutzt. Dieses, zur Bedienung des Backofens gut geeignetes Gerät bestand aus zwei Bestandteilen- dem hölzernem Stiel, welcher in der Öse des eisernen  Kratzers“, eines „L“ ähnliches Stück Schieneneisens, eingesetzt war. Aber zu diesem Gerät gehörte noch das zweite- die hölzerne „Backschippe“ – Backspaten. 
Diese beide Geräten standen ständig in der linke, vordere Ecke des Vorzimmers.
Links von der Eingangstür war üblich ein Abstellraum längs der Wand errichtet.
Seine Wände waren am Anfang aus Strauchweiden geflochten und mit Schmierlehm von beiden Seiten geschmiert. Die aus Weiden geflochtenen Wände wurden von ihren Eckpfosten verstärkt. Auch seine Pforteähnliche Tür war nicht selten  auch aus Strauchweiden geflochten. Unter diesem Abstellraum war, in der Regel, auch der Keller ausgehoben.
In kurzer Entfernung von dem Kochherd , in der Wand von rechts, befand sich das Backofenloch, in der Nähe der Eingangstür, in der Zwischenwand von rechts, befand sich die dritte Tür, der Eingang in das Wohnzimmer, Winterküche und Essecke zugleich. Links von der Tür ist der Backofen mit zwei eingemauerten Kesseln, einem kleinen- in welchem, in Winterzeiten, gekocht und  „Detscher“ gebacken wurden und einem großen- zur Heizung und  anderen Hausbedürfnissen.
Hinter dem Ofen, zwischen ihm und der Wand stand das Schlafbett der
Großeltern. In der linke, vordere Ecke der Stube – das Schlafbett der Eltern und
unmittelbar daneben- eine am Dach befestigte Kinderwiege. In der rechte Ecke
stand das gemeinsame, bis für 3-4 Kinder berechnete Schlafbett der Kinder.
An der Vorderseite, gegenüber dem Fenster, stand der Esstisch. Ihn umringten
3 Sitzbänke. Außer diesen 3 Bänken gab es in der Stube noch eine, zusätzliche und größere Bank. Alle Schlafbette sind mit Stroh Säcke und zum Teil auch mit Strohkissen ausgestattet. In der Mitte der Stube stand der unentbehrliche Pfeilerpfosten, auf welchem sich das ganze Dach, eigentlich stützte. In solch einer Wohnung gab es in jener Zeit keine Dachbohlen und auch keine Bodendielen, all dies war mit einer Lehmmischung aus Lehm, Wasser,  Stroh,  Kuh oder Pferdemist ersetzt und geschmiert. Bei der Reinigung am Wochenende wurde die  Wohnstube  mit einem Kehrbesen ausgekehrt, der Sand entfernt, die entstandene im Lehmschmierboden Ritze mit einer Mischung aus Wasser, Lehm und Kuhmist zu gerieben und mit reinem Flusssand bestreut. Und das war’s! So oder ungefähr so sah die Wohnung der meisten von unseren Ahnen am Ende  des 19-ten Jahrhunderts in der Kasachensteppe aus. Und daran änderte sich lange Jahre kaum etwas. Sogar die nach etwa 10-15 Jahren danach entstandenen ersten Leimsteinhäuser ähnelten den alten Rasenplasthäuser noch in Vielem. Aber   diese wurden jetzt nicht mehr in die Erde eingegraben, hielten aber die Wärme weit nicht so gut wie ihre Vorgänger, die Rasenplasthäuser. Die Erscheinung von Lehmstein Häuser bedeuteten aber auf keinen Fall, dass die Rasengebäude sofort abgerissen wurden. Im Gegenteil, sie blieben bis in die Mitte des XX- ten Jahrhunderts, hin und da, erhalten. Natürlich aber nicht als Wohnhäuser, sondern meistenteils als Nebengebäuden auf dem Bauernhof.
Der Viehstall wurde in der Regel hinter dem Wohnhaus, zwischen dem Wohnhaus und der Getreidetenne aufgebaut. Unmittelbar neben dem Viehstall wurde ein Lebensmittelspeicher, unter einem Dach mit dem Viehstall oder einer Sommerküche errichtet. Dabei beachtete man, dass all diese Wirtschaftsgebäude, besonders aber der Viehstall, aus einem Wohnhausfenster deutlich besichtet werden konnte. Mit der Zeit vereinigte man aber alle Gebäude des Bauernhofes unter einem Dach. 
Etliche Schritte weiter, neben der Getreidetenne, wurden  Schober mit Heu, Stroh, Streu angelegt. Der Leser/ in kann mich hier mit einer Frage unterbrechen- „ sie haben die Toilette vergessen!“ Aber ich muss sie hier enttäuschen- es gab sie in jener Zeit nicht, diese Toilette! Sie erscheint in den deutschen Dörfern erst in den ersten Nachkriegsjahren, am Ende der 40-ger Jahren. In Winterzeiten bewältigte Erwachsene ihre „ große Not“ in dem Viehstall, kleine Kinder- in den „Prunzeimer.“ Aber in Sommerzeiten... verrichteten Erwachsene wie auch Kinder ihre „große Not“ auf einer, gemeinsamer Stelle- hinter ihrem Viehstall! 
Am Anfang der 70-er Jahre  bekam ein mir gut Bekannter Dorfbewohner einen Brief aus Österreich, wo der Absender des Briefes den Adressat fragt-  „streckt ihr immer noch morgens eure nackte Ärsche  hinter eurem Viehstall nach Moskau?“ Glauben sie mir, bitte- aber es war komisch zu beobachten, wenn man hinter dem Viehstall des Nachbars solch ein Bild besichten konnte: der Hausvater und seine Frau „hockten“, nicht selten, nebeneinander, hinter ihrem Viehstall und bewältigen ihre „große Not.“ Beide haben einen zu diesem Bedarf vorbereiteten Heu oder Strohwisch in der Hand! Dabei hat der Hausvater, der Onkel Philipp, zusätzlich, auch noch eine glühende Pfeife im Mund! Ein atemberaubendes Bild! Aber es stört damals niemanden, war üblich.
Badestuben gab es damals in den deutschen Dörfern ebenfalls keine. Jede Familie war darauf angewiesen sich in einem Familienwaschtrog zu reinigen. Im übrigem brühte man, nicht selten, in demselben Trog auch die abgeschlachteten Schweine am Spätherbst.
Zum Abschluss dieses Berichtteils möge ich sie, sehr geehrter Leser/ in, einladen mit mir zusammen einen Winterabend in solch einem Bauernwohnhaus, egal in welchem von diesen 3 deutschen Dörfern- Roshdestwenka, Romanowka oder Maiorowka (Talsai) zu verbringen. Das Abendmahl hat die Familie noch bei Tageshelle erledigt. Es wird langsam immer düsterer in dem Wohnzimmer. Aber der Hausvater zündet   
die Petroleumlampe vor völliger Dunkelheit nicht an, spart damit das kostbare für ihn Lampenöl. Alle Familiemitglieder sitzen auf den Sitzbänken und knacken geröstete Sonnenblumenkörner, hören der Großmutter oder dem Großvater bei einem Märchenerzählen zu. Diese zauberhafte Märchenlaune der Familie konnte  auch  von  ab und zu in der Dunkelheit abgedrückten „Bauchseufzer“, auf keinen Augenblick unterbrochen werden. Eigentlich störte das auch niemanden, war in dem deutschen Gebrauch eine übliche, beinahe zeremonielle  „Pflicht“ des Bauernhausvaters! Endlich zündet der Hausvater die Petroleumlampe doch noch an. Auf etwa 1,5 bis 2 Stunden- bis die Bette zum schlafen vorbereitet waren, das gemeine Abendgebet der Familie beendet, die Sonnenblumenkörnerschale zusammengekehrt und hinter der linke Türecke, vorübergehend, bis zum nächsten Morgen, entsorgt waren . Wir sollten hier aber bemerken, dass es da auch. nichts besonders zu bewundern gab: es läuft damals das Ende des 19-ten Jahrhunderts.
Es gab im Dorf noch kein Radio, sogar noch keine Zeitungen; es gab, natürlich doch, auch kein Dorfklub, sogar noch keine Kirche, keine Schule.

Das größte  Problem bei dem Aufbau des Bauernhofes waren die unbedingt benötigte Tragpfosten- Schwebebalken zu der Dachbedeckung. Diese gab es  nähst aber  nur in Alexeewka  - etwa 200 k. m nach Norden von Roshdestwenka entfernt. Es gibt Hinweise dafür, dass der damalige Gebietgouverneur von Akmolinsk- Woronow ( möglich- Woronzow) den Ansiedler der deutschen Dörfer Roshdestwenka und Romanowka bei der Besorgung mit Tragpfosten und anderen Sägematerialien- Bretter, Latten u. s. w. aus dem Alexeewsker  Holzindustriegeschäft und sogar aus einem Holzgeschäft in Petropawlowsk  geholfen haben soll.
Der Gebietgouverneur besuchte persönlich beide angelegte deutsche Dörfer im Jahre 1896 (fest gehalten in dem Kirchenbuch  aus der Kirche von Romanowka. –1900. Quelle- Rau Gottlieb und Dewiwje Emanuel - 1952 ).
Eigentlich waren diese Wohnhäuser anfänglich Halberdhütten. Aber schon am Anfang des XX- ten Jahrhunderts begannen diese Erdhütten sich aus der Erde
zu „erheben“, es entstanden die erste Lehmsteinhäuser im Dorf.
Man sollte hier auch besonders betonen, dass  in Roshdestwenka, im Vergleich mit Romanowka, die Lage mit dem Ackerland noch schwieriger war. Auf jede männliche Seele wurden der Bauernfamilie etwa 16 Hektar Nutzland zugeteilt, dabei wurde das Ackerland auf dem linken Ufer des Flusses, das Weideland aber auf seinem rechten Ufer zugeschnitten.
(In Romanowka gab es auf jede männliche Seele 10 Hektar Ackerland, für die „Beigelaufene“ aber  nur 5-7 ha.) 
Das ganze Nutzland wurde aus den Landreserven der Steppenregion Administration zugeteilt. Bis zum Jahre 1907 waren der Dorfgemeinde von Roshdestwenka 4100 Desjatinen Nutzland, auf 247 „Seeleanteilen“ zugeteilt.
Seeleanteil bedeutet im Klartext „männliche Seele.“ Auf weibliche Seelen gab es, aus unbegreiflichen Gründen, kein Ackerland. Und genau diese Tatsache 
führte zu großen Problemen in Familien, wo es überwiegend weibliche Personen gab. Aber, neben allem übrigen, gab es anfänglich hier auch noch zusätzliche
Problemen mit den einheimischen Nomaden- Kasachen. Das Problem bestand daraus, dass die Kasachen ihr Vieh, besonders aber ihre Pferde frei, ohne jegliche Aufsicht, Tag und Nacht, in der Steppe ausweideten. Bei solchen Umständen war keine Landwirtschaft, Ackerbau möglich: die Pferden Herden der Kasachen trampelten die Aussaat von Getreide  aus, weideten sie völlig ab.  Die „Aufklärungen“ dieser Frage zwischen den Nomaden- Kasachen und den Ansiedler verzögerten sich auf  lange Jahrzehnte, sogar- Jahrhunderte, bis zu den Sowchosen Zeiten , kosteten, zeitweise, beiden Seiten, besonders aber der Nomadenseite, anfänglich, sogar und nicht selten, auch Blut. Erinnerungen zu Folge, konnten diese Problemen im Falle Roshdestwenka von vorne rein, erfolgreich geregelt werden, hier kam es, angeblich, nicht zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen den Deutschen und den Kasachen. Leider war dies eine positive, erfreuliche Ausnahme aus den damaligen Umständen des Alltags der Dorfbewohner. In Romanowka gelang es lange Jahren  nicht den Viehklau von den Kasachen bei den Dorfbewohnern zu unterbinden, es kam immer wieder zu blutigen Vergeltungsrachen der Ansiedler gegen die Viehdiebe. Das Gedächtnis hat ein Beispiel aus diesen grausamen Zeiten festgehalten: In Romanowka gab es einen Mann, welcher  ständig bereit war einen beliebten Kasache, welcher es wagte, egal wann- bei Tag oder bei Nacht-  durch das Dorf zu reiten, zu verfolgen und ihn zu töten. Sein Namen war Schmidt, sein Vornahme- Heinrich. Sein Stolz war allein seine Zweilauf Jagdflinte und sein unermüdlicher Reitross. Genau mit Hilfe dieser beiden- dem Pferd und der Flinte- übte er Rache an den Viehdieben- Kasachen. Aber als es den Kasachen gelungen war seine Flinte zu klauen (er hinterlasst sie nur auf einen Augenblick auf seinem Schlitten- um Tabak in einer Bude in Roshdestwenka einzukaufen)
Und schon war die Flinte weg. In die nächste Nacht verschwand er auf immer aus Romanowka, befürchtete die unausweichliche Rache der Kasachen
Als Anlass zu seiner gnadenloser Rache an den Kasachen diente für ihn die Tatsache, dass nicht nur sein eigenes Vieh, sondern auch das Vieh seiner zwei Brüder zuvor von den Kasachen geklaut wurde. Ein weiteres Detail aus diesem grausamen Vorgehen des Jägers auf die Kasachendieben: nach der Ermordung eines Kasachen Reiters beschlagnahmte er niemals dessen Pferd, hinterließ es, nicht selten mit dem toten Reiter, hängend in den Steigbügel des Sattels, seinem Schicksal.
Aber es kam mit der Zeit auch zu noch grausameren Tatsachen: in einem weiteren deutschen Nachbardorf  Maiorowka erarbeitete man eine grausame Regel, laut welcher nach  dem Sonnenuntergang ein beliebter Kasache,
wenn er im Dorf erwischt wurde, es nicht mehr lebendig verlassen durfte. Er wurde, nach grausamen Foltern, bei welchen der arme Kasache gezwungen wurde fein zerstückelte und abgebrühte Wollteppichknödel zu essen, getötet und in einen alten Brunnen geworfen. Gott sei Dank, passierten in Roshdestwenka und Romanowka solche Gruseltaten niemals. In Roshdestwenka  war es sogar gelungen dies, zum Glück beider Seiten, von vorne rein zu vermeiden. (Im Fall wenn die Erinnerungen stimmen )

Inzwischen ging auch in den  Neugegründete deutsche Dörfer das Leben weiter, es kamen die erst  Kinder auf die Welt. Unter ihnen- Brüll Johannes, Weber Marikstine, Bastron Heinrich- in Roshdestwenka.
In ungeheuerlich schweren Verhältnissen schafften es die Bauern, mit großem
Schweiß, mit Händen voller Schwielen, durch so gut wie Sklavenarbeit, von Sonnen auf  bis zum  Sonnen  Untergang, eigentlich ohne Feier und Ruhetagen, mit der Zeit ihre Bauernhöfe aufzubauen, einen befriedigenden Wohlstand zu erreichen.
Die Bauern der Dorfgemeinde konnten hier auf ihre Erfolge bei dem Aufbau ihres Dorfes schon  in den ersten 10-15 Jahren nach der Gründung des Dorfes stolz sein. Aber da gab es auch Beiträge zu diesem Erfolg von nebenan-  genau in diesem Zeitraum wurden von dem Mühlenmagnat Schmidt auf dem Landbezirk der Gemeinde  Roshdestwenka  2 Wassermühlen- eine auf dem Fluss Nura, in der Nähe des Dorfes, die zweite auf ihrem Nebenfluss bei Tai- Tjube  und eine mechanische, 3 Stockige, Mühle unmittelbar im Dorf, aufgebaut. Diese, zu jenen Zeiten, moderne Mühle wurde von dem Mühlmagnat
Schmidt in Deutschland erworben und von Fachmänner aus Deutschland hier, in Roshdestwenka auf der Stelle wo später die Werkstätte der Kazgotschinsky MTS aufgebaut wurden, errichtet. Alle diese Mühlen wurden, eine nach den anderen in den 20-sten und 30-sten Jahren des XX- ten Jahrhunderts vernichtet. Von zahlreichen Mühlen des Mühlmagnaten blieben nur 1-die Schmidtmühle in der Stadt- erhalten. 
Von der Dorfgemeinde wurde in diesen Jahren zusätzlich auch noch eine  Hirseschäleinrichtung erworben und aufgebaut.
Es gab zu dieser Zeit in Roshdestwenka schon eine beträchtliche Anzahl von wohlständigen Bauern, in den nächsten 4-5 Jahren stieg ihre Anzahl weiter an.
Hier sollte man bemerken, dass den entscheidenden Beitrag zu diesem Erfolg die kinderreiche Großbauernfamilien zugetragen haben; es gab nicht wenig Beispiele, wo in einer Familie bis zu 8-10 Arbeiter- Familienmitglieder, tätig waren und. in welchen man auf dem Bauernhof bis zu 10 Pferden, 5-6 Melkkühe, mehrere Mastschweine. im Benutz  hatte. In solchen Familien wurde sogar hochwertige Wurst erzeugt, Backwaren  allerlei Assortimenten hergestellt und auf den Markt in die Stadt  verkauft. ( Beispiel? - Familie Brüll Adamm.) In der Regel gestalte sich das Geschäft in solchen Familien erfolgreicher, als in kinderarmen Familien.
In ständigen Sorgen, mit Aufschwunge bei günstigen Jahren und beträchtlichen Schwierigkeiten bei ungünstigen,  verliefen die erst 22 Jahre seit der Entstehung des Dorfes. In all diesen Jahren wurde die Dorfgemeinde von ihrem „Dorf ältestem“ geleitet. Nebst ihm gab es in der Gemeindeverwaltung nur noch den Dorfschreiber und den Schatzmeister.

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